To-do-Liste
Es sind eine Menge Abschiede, die ich seit Beginn meiner Erkrankung erlebe und zu verkraften habe. Abschiede von Fähigkeiten, Vorhaben, Träumen. Und nun auch noch der endgültige Abschied von meinem Mercer.

Vor 15 Jahren hat mein Vater ihn mir mit den Worten „das Kind braucht ein ordentliches Auto“ geschenkt. So kam ich zu einem Mercedes B 180 Diesel – und sah großzügig darüber hinweg, dass diese Marke so gar nicht in mein ideologisches Wertekonzept passt und noch dazu (in meinen Augen) ein klassisches Rentnerauto ist.
Er war mir ein treuer Gefährte: wenn ich beruflich im ländlichen Raum unterwegs war, vollbepackt mit allen möglichen Materialien zu Vorträgen und Seminaren; auf Reisen und vor allem im Alltag, schnell nochmal zur Post, zum Einkaufen, zum Arzt oder auch zum Bahnhof. Auf dem Dorf, noch dazu einem Aussiedlerhof (Hof außerhalb der Ortschaft), geht nichts ohne Auto. So bin ich zwar im Herzen überzeugte und leidenschaftliche Bahnfahrerin, aber eben auch sehr dankbar für meinen Mercer. Er ist zwar kein gepflegter Garagenwagen, aber mindestens volljährig sollte er doch werden, so meine Vorstellung. Tatsache ist jetzt aber eine riesenlange Mängelliste des TÜV mit dem Fazit: wirtschaftlicher Totalschaden. Mercer ade.
Nun lebe ich mittlerweile, mit bester Anbindung an Straßenbahn und Bahnhof, in der Stadt. Da braucht frau kein Auto. Eigentlich. Es sei denn, sie ist so krank (und erschöpft, zittrig, infektanfällig und geruchsensibel) wie ich es bin. Für die Wege in der Stadt habe ich Angebote von vielen wunderbaren Menschen, mich zu fahren, und zur Chemotherapie und auch sonst schonmal geht’s mit dem Taxi. Doch zu meinen noch nicht aufgegebenen Träumen gehören auch kleine spontane Reisen ins Grüne oder zu Freund*innen. Heute geht es mir gut genug … am Wochenende könnte es passen … Ich genieße zwar täglich den Bergpark (Unesco Weltkulturerbe! Wunderbar!!) direkt vor meiner Haustür. Aber eine Fahrt in den Knüllwald oder zum Grab meiner Eltern in Gießen oder sogar an die Ostsee soll eben auch mal drin sein.
Und so steht nun auf meiner To-do Liste:
- Formulare für Krankenversicherung ausfüllen
- Termin Palliativ-Care-Team vereinbaren (erledigt)
- Auto kaufen: alt, günstig, TÜV neu, Kofferraum ausreichend groß für Rollator oder Rollstuhl – für den Fall der Fälle
- mit dem Bestatter sprechen