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09. April 2025

Raumforderung

Heute vor einem Jahr wurde ich operiert. Duodenopankreatektomie. Ich habe lange gebraucht, mir dieses Wortungetüm korrekt zu merken. Und noch länger, die Dimension dieses Eingriffes zu erfassen. Seit zweieinhalb Wochen weiß ich nun endgültig, dass die Dimension und Auswirkungen der OP-Ursache für mich nicht vollumfänglich erfassbar sind und dass ich damit niemals werde abschließen können. Denn es sind Rezidive aufgetreten.

Besagte Ursache war eine Raumforderung in meiner Bauchspeicheldrüse, zufällig entdeckt am Dienstag, dem 12. März 2024, bei einer Kontroll-Computertomographie (CT) meiner Blase. Diese Kontrolle erfolgte aufgrund eines ebenfalls zufällig entdeckten und zweimal operierten Blasenkrebses im Sommer 2022 – in diesem Zusammenhang schon mal ein Hoch auf Vorsorgeuntersuchungen! Ohne sie würde ich schon längst nicht mehr leben.

„Raumforderung“ hieß es da – einer der vielen Begriffe, die ich in den vergangenen 13 Monaten neu gelernt habe. Bis dahin habe ich bei Raumforderung vielleicht an Hausbesetzungen gedacht. An gute Linke, die den bösen Bonzen und Spekulanten völlig zurecht Räume zum Leben, Lieben und Feiern abtrotzen. Aber doch nicht an böse, hochaggressive Krebszellen, die in mir außer Rand und Band geraten und sich aus meiner Sicht definitiv nicht zustehende Räume aneignen. Schon seit Monaten hatte ich zunehmend starke Schmerzen im oberen Rücken, litt unter Übelkeit, hatte abgenommen. Letzteres hatte ich als nicht uneitle Anfang-60-Jährige zuerst forciert und mich später dann doch etwas gewundert, dass mein Hüftgold so einfach immer weniger wurde. Mittlerweile bin ich sehr dankbar, dass ich (wie meine Oma zu sagen pflegte) „etwas zuzusetzen habe“. Ich rutsche bisher nie ins Untergewicht, was beim Versuch, diese tückische Krankheit zu bewältigen, sehr hilfreich ist.

Doch von all dem ahnte ich Anfang 2024 noch nichts. Wusste nicht, dass die von mir erlebten Symptome die Klassiker bei Bauchspeicheldrüsenkrebs sind. Nächtliches Schwitzen könnte ich der Vollständigkeitshalber noch erwähnen – das hatte und habe ich auch zu bieten. Ich wunderte mich, dass die nun endlich überwunden geglaubten Hitzewallungen meiner Wechseljahre scheinbar doch noch mal aufflammten.

Mittlerweile habe ich einiges von ebenfalls Betroffenen gehört und gelesen. Alle Berichte auf dem Weg zur Diagnose „Bauchspeicheldrüsenkrebs“ klingen nahezu identisch. Auf meine Frage an einen ausgesprochen emphatisch kommunizierenden Chirurgen (Seltenheit!), warum bei unklaren Schmerzen im oberen Rücken nicht viel früher CTs gemacht würden (zur Erinnerung: ich = Vorsorgeuntersuchungsfan) meinte er nur „dass die Kosten dafür unser Gesundheitssystem sprengen würden“. Zu meinen mittlerweile recht umfänglichen Erfahrungen mit eben diesem kränkelnden System an anderer Stelle mal mehr. Zur Ehrenrettung der Chirurgen, sei angemerkt, dass ich zwar mit einigen von ihnen katastrophale kommunikative Erfahrungen gemacht habe, aber riesigen Respekt vor den Leistungen meiner Operateure habe. Es bleibt mir unvorstellbar, wie sie aus (m)einem Bauch Bauchspeicheldrüse, Zwölffingerdarm und Gallenblase heraustrennen und dann die verbliebenen Öffnungen und „inneren Schläuche“ so zusammenbasteln, dass der Organismus wieder seine Funktion aufnimmt und sogar ein kulinarisch genussvolles Leben möglich ist. Okay, es braucht lebenslänglich Insulin (Diabetes Typ 3c) und Kreons (Substitute zur Fettverdauung) – welch ein Geschenk in einer Zeit und einem Land zu leben, wo es das gibt und dank Krankenversicherungen jedem zugänglich ist.

Doch nochmal zurück zum März 2024. Ich hatte, wie (vielleicht zu) oft in meinem Leben unglaublich viel zu tun – genaugenommen war mein Leben in einer totalen Umbruchphase. Zum 1. Oktober 2023 hatte ich mich aus meiner vollen Stelle als Bildungsreferentin bei der Kirche ins Sabbatical verabschiedet, um – so der Plan – ein Jahr später frühestmöglich in den „Ruhestand“ zu wechseln. In ein selbstbestimmteres, leichteres Leben: ich hatte viele Träume und Hoffnungen.

Zusätzlich zu meiner vollen Stelle als Bildungsreferentin war mein Leben umgeben von dem „ganz normalen Wahnsinn“, das heißt den täglichen Herausforderungen, des (landwirtschaftlichen) Betriebes. Auch wenn wir ihn Ende 2022 unserem mittleren Sohn übergeben hatten, lebten wir doch mittendrin. Mein Mann hatte seit vier Jahren die Diagnose einer schweren chronischen Erkrankung. Meine Mutter lebte seit Sommer 2020 bei uns im Ort. Sie verstarb am 4. Januar 2024. Ich bin froh, dass ich sie auf ihrem letzten Weg begleiten konnte und dass sie meine Erkrankung nicht mehr miterleben musste.

Ich hatte – nach damaligem Empfinden – überhaupt gar keine Zeit und keine Gedanken, mich mit möglichen eigenen Erkrankungen intensiver zu beschäftigen.

Bis zum CT am 12. März 2024. Danach war wirklich alles ganz anders.

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