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Wow! Mein Blog ist online. Das ist ganz schön aufregend.

Wie das mit so vielem ist, hat auch dieser Blog bereits eine längere Vorlaufzeit. Immer mal wieder kam mir der Gedanke – mal in mir, mal von außen, dass ich andere teilhaben lassen könne, an dem was ich schreibe.

Ich habe schon immer gerne geschrieben Beim Schreiben kann ich mich sortieren. Den manchmal überbordenden Fluss meiner Gedanken in klar umrissene Bachläufe verwandeln. Geschwindigkeit rausnehmen. Durch das Schreiben gewinne ich Distanz zu den Wirrungen meiner Gefühlswelt. Tauche ich sozusagen in die Geschehnisse und Gedankengänge ein. So hat mich Schreiben oft durch schwere Zeiten begleitet. Aber nie konnte ich mir vorstellen, meine Texte zu veröffentlichen.

Durch meine Erkrankung wurde vieles anders. Ich musste und muss viel lernen. Meistens schmerzlich. Oft aber irgendwie auch faszinierend. Manchmal fühlt es sich an wie in einem Schnellkochtopf. Herausfordernde körperliche und seelische Prozesse, innerhalb kurzer Garzeit. Nicht nur die Themen, auch meine Blicke auf Dinge verändern sich. Und mein Selbstbewusstsein. Meine Lebenszeit ist zu kurz, um mir (allzu viele) Gedanken darüber zu machen, was Andere (vielleicht) über mich denken, (vermeintlich) von mir halten. Ich stehe mehr zu mir, zu meinen Gedanken und Entscheidungen. Auch diese Entwicklung ist ein Prozess, und es gibt immer wieder Rückschläge. Den Mut zu haben (für mich ist das mutig und daher auch aufregend, s.o.), diesen Blog zu schreiben, gehört definitiv zu meinem Entwicklungsprozess.

Die Idee dazu basiert allerdings auch auf ganz praktischen Überlegungen. Es gibt viele Menschen, die an meinem Leben Anteil nehmen. Manche sind nah an mir und meinen Entwicklungen dran, andere weiter weg. Sie fragen sich, wie es mir wohl geht, wie meine Krankheit verläuft. Ich erhalte wunderbare digitale und analoge Grüße und weiß, dass unzählige Herzens-Gedanken und -Gebete gen Himmel und zu mir geschickt werden. All das bedeutet mir sehr viel und trägt mich auf eine Weise, die ich mir vorher nicht hätte vorstellen können. Nur leider fehlt mir die Kraft, darauf so zu reagieren, wie ich es gerne möchte.

Mit meinem Blog habe ich nun eine Möglichkeit gefunden, alle, die es interessiert, darüber auf dem Laufenden zu halten, auf welchen gedanklichen wie öffentlichen Wegen ich gerade unterwegs bin und wie es mit meiner Krebserkrankung weitergeht.

Und es gibt noch einen Grund, warum ich mich für die öffentliche Form eines Blogs entschieden habe. Ich bin in den vergangenen Monaten durch persönliche Begegnungen, Telefonate oder Publikationen Menschen begegnet, die ein ähnliches Schicksal wie ich zu bewältigen haben. Von den Gesprächen bzw. vom Lesen profitiere ich sehr. Manchmal erhalte ich ganz praktische Informationen und Tipps, vor allem aber erlebe ich Motivation und Hoffnung und immer wieder erfahre ich: „Geteiltes Leid ist halbes Leid.“ Falls mein Blog also auch auf diese Weise Menschen erreicht, freut es mich sehr.

So – und nun ist es soweit: die Mails mit der Einladung zu meinem Blog gehen raus und meine „tagundnachtgedanken“ werden öffentlich.

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